Nürnberg und Fürth brauchen Lastenradparkplätze
Für Leihlastenräder von VAG_Rad reservierter Parkplatz in Gostenhof

Nürnberg und Fürth brauchen Lastenradparkplätze

Donnerstag 14. April 2022

Von Thomas Ostrowski und Christoph Volkamer

Wir brauchen dringend mehr Platz für Rad- und Fußverkehr! Das eigentliche Problem: Der ungeheure Platzverbrauch von fahrenden und ungenutzt parkenden Autos. Mit dem Mobilitätsbeschluss hat der Nürnberger Stadtrat vor einem Jahr Einsicht und Weitsicht gezeigt. Zitat: "Stadtentwicklung" ... "darf sich nicht auf die Förderung eines einzelnen Verkehrsmittels beschränken. Sie muss Bausteine für alle Verkehrsarten umsetzen." Lastenräder sind gerade in Städten eine konkrete umweltfreundliche Alternative zum Auto, die immer mehr Anhänger findet. Wir fordern deshalb, dass auch für dieses fördernswerte Verkehrsmittel eigene Parkplätze ausgewiesen werden!

Die Nutzung von Lastenrädern erfordert eine angepasste Vehrkehrsinfrastruktur. Das bezieht sich nicht nur auf das Vorhandensein und die Breite von Radwegen, sondern auch auf Abstellmöglichkeiten für Lastenräder. In anderen Städten werden inzwischen gesonderte Abstellplätze für Lastenräder geschaffen. Wie immer hinken Nürnberg und Fürth in Sachen nachhaltiger Mobilität hinterher. Zählen wir die Lastenradparkplätze in Nürnberg schnell mal durch: ... Das war's schon. Auch aus Fürth ist uns kein einziger öffentlich ausgewiesener Lastenradparkplatz bekannt. 

Um sich vorzustellen, wie sowas aussehen kann, braucht es nicht viel Fantasie: Für die neuen (leider nicht elektrifizierten) Leihlastenräder von VAG_Rad wurden an den öffentlichen Verleihstation solche Abstellplätze eingerichtet. Sie sind aber natürlich für bestimmte Leihräder reserviert und stehen nicht für private Lastenradfahrer, ja nicht einmal für im Straßeneinsatz befindliche andere Leihräder z.B. von LastenradFürAlle zur Verfügung. 

So steht es im Nürnberger Mobilitätsbeschluß in Bezug auf den Radverkehr: 

"Im gesamten Stadtgebiet sollen systematisch sichere Abstellmöglichkeiten geschaffen werden. Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 jährlich mindestens 1.000 neue, sichere Fahrradabstellplätze zu schaffen. An stark frequentierten Orten und Knotenpunkten sollen diese auch überdacht und für alle Fahrradtypen geeignet sein." 

Für alle Fahrradtypen! Das schließt auch Lastenräder ein, die durch ihre teilweise größere Breite etwas mehr Stellfläche brauchen. 

Je früher sich die Stadtverwaltungen dem Thema Lastenradparkplatz annehmen, desto sicherer könnte vermieden werden, dass Lastenräder den gleichen Schiffbruch im öffentlichen Ansehen erleiden, wie elektrische Leihroller und teilweise auch Leihräder. Wer ist nicht genervt von den rücksichtlos auf Gehwegen, Baumscheiben oder direkt vor der eigenen Tür abgestellten Rollern und Rädern? Auch Lastenradnutzer, die ihre täglichen Einkäufe mit dem Rad erledigen, möchten ihr nachhaltiges Gefährt abstellen und am liebsten an einem fest installierten Bügel sicher anschließen können. Wenn die immer mehr werdenden Lastenradnutzer mangels passendem Parkraum gezwungen sind, ihr Rad auf einem engen Gehweg abzustellen (oder gar einen Kfz-Parkplatz zu nutzen?), sind Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern vorprogrammiert – ähnlich wie bei E-Scootern.

Warum nicht beide Probleme auf einmal angehen und kombinierte Abstellzonen für E-Scooter UND Lastenräder schaffen? Die Verleiher der E-Roller könnten hier sicher von kommunaler Seite zu einer Zusammenarbeit bewegt oder verpflichtet werden. Auf einem einzigen Kfz-Stellplatz ließen sich problemlos 1 Lastenrad, 3 VAG-Leihräder und 6 E-Roller abstellen.

Wir von Bluepingu haben das Ganze letztes Jahr schon mal in die Hand genommen und vor dem Nürnberger Klimacamp am Sebalder Platz symbolisch den ersten Lastenradparkplatz Nürnbergs eingerichtet. Jetzt sind die Kommunen dran! Wir fordern die Nürnberger Stadtverwaltung auf, Lastenradparkplätze zu schaffen! Gemäß dem Masterplan zur nachhaltigen Mobilität darf das nicht auf Kosten von ÖPNV oder Fugängern gehen. Ein Autoparkplatz weg, 1 Lastenradparkplatz hin – gerne auch kombiniert für andere neue Fahrzeuge. 

Damit sich die Verwaltung den konkreten Bedarf vor Ort ermitteln kann, haben Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit, die Kommunen aktiv zu unterstützen, denn jeder ist gefragt an der Mobiltätswende mitzuwirken:

  • Melden Sie Ihren Bedarf für einen Lastenradparkplatz beim kommunalen Radverkehrsbeauftragten oder dem Bürgerverein ihres Stadtteils.
  • Nutzen Sie die Vorschlagsmöglichkeiten im Rahmen der kommunalen Online-Bürgerbeteiligungen speziell zu Fahrradabstellplätzen (zuletzt für Gostenhof und St. Johannis möglich, aber beendet.)

Was muss sich ändern? Dass es für breitere und schnellere Fahräder auch breitere Radwege braucht ist leicht einzusehen. Autofahrer müssen sich daran gewöhnen, dass nicht mehr jeder Fahrradfahrer gefahrlos mit dem gebotenen Sicherheitsabstand von 1,50 m überholt werden kann – insbesondere in Fahrradstraßen, Tempo-30-Zonen oder gar Spielstraßen mit ihren Geschwindigkeitsbegrenzungen. Im öffentlichen Raum braucht es viel mehr sichere und attraktivere Fahr- und Parkmöglichkeiten für alle Arten von Fahrrädern – auch für Lastenräder!